CEUS an vorderster Front

In den USA sind Patienten im CT verblutet, weil dieses Verfahren für die Diagnostik des stumpfen Bauchtraumas einfach zu viel Zeit in Anspruch nahm.

Dr. Josias Mattli
Dr. Josias Mattli
Quelle: Dr. Josias Mattli
Dr. Josias Mattli
Dr. Josias Mattli
Quelle: Dr. Josias Mattli

Deswegen hat der Internist Dr. Josias Mattli im Spital Davos, Schweiz, die Echosignalverstärker unterstützte Sonographie (CEUS) als Primärdiagnostik in der Traumatologie eingeführt – als Weichenstellung für die Diagnose noch bevor die Patienten in den CT kommen.

Mattli ist kein anderes Institut bekannt, das so oft Kontrastultraschall als Primär-Untersuchung in der Traumatologie durchführt wie das Spital Davos. „Seit 2003 habe ich 470 solcher Fälle gesammelt, in denen kein CT für Abdomen gemacht, sondern ausschließlich CEUS eingesetzt wurde“, sagt Mattli. Die CT setzen die Traumatologen nur noch als Folgeuntersuchung für die Befundung der Knochen ein. Der Ultraschall ist überall verfügbar, dauert nicht länger als fünf Minuten und hat keine Strahlenbelastung oder Nebenwirkungen. „Es ist eine sehr schnelle Diagnostik, die man im Schockraum durchführen kann, noch während Zugänge und Infusionen gelegt werden“, erklärt Mattli. Das ist vor allem bei kleineren Einrichtungen von Vorteil, wo es meistens gar keinen CT gibt“, gibt der Ultraschaller zu bedenken. Daher hat Dr. Mattli vor acht Jahren CEUS als ergänzten FAST Ultraschall (Focused Assessment with Sonography for Trauma) auch in Santa Maria im Münstertal, dem kleinsten Spital der Schweiz, eingeführt – dort ist das nächste CT eine Stunde entfernt.

In fünf Minuten zur richtigen Diagnose
Die kontrastmittelverstärkte Sonographie ist folglich die erste Modalität in der Traumatologie zur Befundung des stumpfen Bauchtraumas. Die Milz ist dabei das am häufigsten verletzte Organ, dann kommen die Niernen, anschließend die Leber. Bei der Milz kommt es am häufigsten zu Verletzungen der dünnen Kapsel und zu Rupturen mit und ohne Verletzung der Blutgefäße. Bestehen zunächst im konventionellen Ultraschall Anzeichen für ein Bauchtrauma, weil sich zum Beispiel freie Flüssigkeit im Bauchraum gesammelt hat, kann der Unfallarzt die Untersuchung schnell zu einer Echosignalverstärker unterstützten Sonographie ausweiten. Wird jedoch ein instabiler Patient mit Begleiterscheinungen des stumpfen Bauchtraumas, wie Verletzungen an den unteren Rippen oder des Beckens, eingeliefert, wird der Kontrastmittelultraschall unverzüglich angewendet. Die Diagnose einer Milzverletzung dauert weniger als eine Minute. „Wir spritzen den Echosignalverstärker und nach zehn Sekunden kommen die Mikrogasbläschen schon im Blut an. Wir halten das Bild an der Milz an und können den Riss in aller Regel sehr deutlich sehen. Nach insgesamt drei bis fünf Minuten haben wir den gesamten Bauchraum samt Niere und Leber untersucht“, beschreibt Josias Mattli und fügt hinzu: „Es ist nicht nur eine sehr schnelle sondern vor allem auch eine zuverlässige Diagnostik.“

„Stumpfe Bauchtraumata treten oft als Folge von Wintersportunfällen auf“, weiß Dr. Mattli aus dem Skigebiet Davos. „Fällt man auf den Rücken, ist meist die Niere betroffen, bei einem Fall vornüber die Leber und stürzt man seitlich, ist oftmals die Milz gerissen.“ Auch bei Auto- und Verkehrsunfällen treten häufig Brauchtraumata auf. Gerade für Kinder ist die Untersuchungsmethode sehr geeignet, weil man eine Strahlenbelastung durch das CT in jedem Fall vermeiden möchte. Aber auch sehr alte Personen oder Menschen mit Niereninsuffizienz sollten primär der Kontrastmittelsonographie unterzogen werden. Dabei werden Mikrogasbläschen in der Größe von Blutkörperchen dem Blut beigemischt, die eine reflektierende Wirkung im Ultraschall haben.

Nicht in allen Fällen muss nach der Diagnose einer Ruptur operiert werden: „Ist der Patient stabil und die Blutung zum Stillstand gekommen, wird er zur Überwachung auf die Intensivstation gebracht, wo in kurzen, regelmäßiges Abständen ein Folgeultraschall durchgeführt wird“, erklärt der Internist. Bei einem Milzriss beginnt nach fünf Tagen die Heilung der Kapsel. Keine andere Methode kann die wiedereinsetzende Durchblutung der Kapselregenerate visualisieren. In den meisten Fällen kann der Patient also konservativ behandelt werden und muss sich keinem Eingriff unterziehen. Von 66 Milzrupturen im Spital Davos mussten nur noch sechs Fälle operiert werden.

Profil:
Dr. Josias Mattli schloss 1982 sein Studium der Humanmedizin an der Universität Zürich, Schweiz, ab.
Er promovierte 1986 zum Thema „Patienteninstruktion im Anschluss an operativ versorgte komplexe frische Kniebinnenläsionen“ am Spital Davos/Universität Basel. Er besitzt die Fähigkeitsausweise für Delegierte Psychotherapie FMPP und Ultraschalldiagnostik SGUM. Der Facharzt für Innere Medizin, hat sich 2014 im Bereich Ultraschalldiagnostik selbstständig gemacht.

Veranstaltung:
Saal Brüssel
Mi., 29.10., 15:50–16:10 Uhr
Update Tipps und Tricks: CEUS in der Traumatologie
J. Mattli, Luzern (CH)
Session: Kontrastmittel und Gefäßdiagnostik, Teil 4: Update, Tipps und Tricks (AWS3)

23.10.2014

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